Im Herzen Portugals, etwa eine Stunde nördlich von Lissabon, liegt Caldas da Rainha – eine charmante Stadt, die für ihre Thermalbäder, ihre reiche künstlerische Tradition und ihre entspannte Atmosphäre bekannt ist. Der Name bedeutet wörtlich „Heiße Quellen der Königin“ und verweist direkt auf den Ursprung der Stadt.
Ein königlicher Ursprung
Die Geschichte von Caldas da Rainha beginnt im 15. Jahrhundert, als Königin Leonor (Ehefrau von König João II.) auf einer Reise durch die Region Menschen sah, die in natürlichen heißen Quellen badeten. Fasziniert von der heilenden Wirkung des Wassers ließ sie 1485 ein Krankenhaus rund um die Quellen errichten. Dieses Krankenhaus – das älteste Thermalbad-Krankenhaus der Welt, das noch in Betrieb ist – wurde zum Mittelpunkt der Stadt.
Thermaltradition
Bis heute sind die heilenden Quellen ein wesentlicher Bestandteil von Caldas da Rainha. Das schwefel- und mineralreiche Wasser wird zur Behandlung verschiedenster Beschwerden verwendet – von Rheuma bis hin zu Hautproblemen. Im Stadtzentrum finden sich Thermalbäder und der beeindruckende alte Krankenhauskomplex, der heute als Museum dient.



Die Lage von Caldas da Rainha macht die Stadt zum idealen Ausgangspunkt für Ausflüge zu nahegelegenen Attraktionen wie der mittelalterlichen Stadt Óbidos, dem Strand von Foz do Arelho oder den berühmten Surfwellen von Nazaré. Auch die Lagoa de Óbidos – eine Lagune zwischen Land und Meer – eignet sich perfekt für Wassersport und Naturwanderungen.
Stadt der Keramik und des Humors
Neben der Thermaltradition ist Caldas da Rainha auch ein Zentrum für Keramik und bildende Kunst. Die Stadt wurde berühmt durch Künstler wie Rafael Bordalo Pinheiro, der im 19. Jahrhundert humorvolle und mitunter freche Keramiken schuf. Dieser Sinn für Humor ist bis heute spürbar. Zur großen Freude unserer 6- und 9-jährigen Töchter tauchten überall in der Stadt Keramikdarstellungen männlicher Geschlechtsteile auf. Sie werden auf Marktständen angeboten, in Souvenirläden verkauft und erscheinen sogar in der Straßenkunst. Für Kinder war das natürlich eine unerschöpfliche Quelle des Kicherns.
Wie kamen diese auffälligen Kunstwerke in die Stadt? Einer lokalen Legende zufolge begann die Tradition, als König Dom Luís I. (Regierungszeit 1861–1889) Caldas da Rainha besuchte und den berühmten Künstler Rafael Bordalo Pinheiro bat, „etwas anderes“ als das übliche Geschirr zu gestalten.
Bordalo Pinheiro, bekannt für seinen satirischen Stil, griff spontan zu einem Stück Ton und formte ein männliches Glied. So entstand eine neue Art von humorvoller Keramik – die bis heute das Stadtbild mit einem Augenzwinkern prägt.
Lokale Atmosphäre und Märkte
Caldas da Rainha hat ein lebendiges und authentisches Flair. Auf dem charmanten Praça da Fruta, dem zentralen Platz der Stadt, findet täglich ein Markt statt, auf dem Bauern und Kunsthandwerker frische Produkte und handgefertigte Waren verkaufen. Es ist einer der ältesten Freiluftmärkte Portugals und bietet einen wunderbaren Einblick in das Alltagsleben der Stadt.