Am westlichen Rande von Lissabon befindet sich einer der zwei größeren Friedhöfe der Stadt, der Cemitério dos Prazeres.
Nachdem 1833 die Cholera in Lissabon ausbrach, wurden an den gegenüberliegenden Seiten des Zentrums (damals weit außerhalb des Zentrums) zwei Friedhöfe angelegt.
Auf die Nordseite kam der Cemitério de Alto de Sao Joao, der bis heute der größte Friedhof der Stadt ist. Auf der Westseite lag der Cemitério dos Prazeres.
Mini Stadt der Toten
Wenn man durch die großen Eingangstore auf den zentralen Platz läuft, dann fällt einem noch nicht auf, wie groß dieser 20 Hektar messende Friedhof eigentlich wirklich ist. Die Pfade entlang Gräber sind symmetrisch angelegt, wodurch der Cemitério dos Prazeres wie eine Mini Stadt der Toten wirkt.
Hat man sich den mittleren Teil angesehen, dann sollte man vergessen, die Treppen an der Südseite des Friedhofs hinunter zu laufen. Dort findet man auch die besonderen Gräber.
Auf dem ganzen Friedhof befinden sich Familienhäuser mit Planken an den Mauern, auf denen die Särge liegen. Häufig haben diese Häuser eine Tür und es hängen Gardinen vor den Fenstern. In einige dieser Häuschen kann man hineinschauen. Ich fand das sehr spannend, denn nicht alle Särge befinden sich im selben Zustand.
Es gibt auch Einzelgräber, aber am imponierendsten sind die großen Bauwerke: einige gleichen eher einer Kirche oder einer Kapelle, als einem Grab.
Größtes Familiengrab von Europa
Wir haben auf dem Cemitério dos Prazeres auch einen Tempel entdeckt. Er fungiert als das größte Familiengrab Europas. Das Grab ist von Pedro de Sousa Holstein (1781-1850), einer der wichtigsten Staatsmänner Portugals. In dem Familiengrab liegen rund 200 Familienmitglieder. Der Tempel ist basiert auf dem Tempel von Salomon und den ägyptischen Pyramiden.
Als nettes Extra bietet der Cemitério dos Prazeres auch eine schöne Aussicht auf die Ponte 25 Abril und den Fluss Tejo.
Nicht der Größte, aber der Bekannteste
Cemitério dos Prazeres, was wortwörtlich als Friedhof der Freude übersetzt werden kann, ist sicherlich der bekannteste Friedhof von Lissabon.
Berühmte portugiesische Persönlichkeiten sind hier begraben, vor allem Schauspieler, Präsentatoren von Fernseh-Talkshows, Sänger, Schriftsteller und Künstler. An den Gräbern dieser bekannten Personen befinden sich Schilder, auf denen angegeben wird, dass dort eine bekannte Person liegt.
Man findet hier unter anderem die Gräber der Fado Sängerin Amália Rodrigues und bis 1985 war auch der portugiesische Dichter Fernando Pessoa hier begraben. Danach wurden seine stofflichen Überreste in das Kloster des
Mosteiro dos Jerónimos verlegt.
Noch immer ist der Friedhof ein gefragter Ort um seine letzte Ruhe zu finden. Die Familienhäuschen werden untereinander verkauft und wird ein Grab 30 Jahre lang nicht gepflegt, dann wird es geräumt. Was mich verwunderte war, dass auf einigen Gräbern und/oder Familienhäuser der Text Abandonado (Verlassen) stand.
Ein besonders schöner und eindrucksvoller Ort, den man gesehen haben muss
Bei einem Städtetrip denkt man sicherlich nicht daran, einen Friedhof zu besuchen. Aber uns hat dieser Friedhofsbesuch sehr beeindruckt.
Wir haben uns auch den idealen Moment dafür ausgesucht. Dunkelgraue Wolken hingen über der Stadt und als wir beim Friedhof ankamen, strömte der Regen nur so aus den Wolken.
Wie kommt man zum Cemitério dos Prazeres
Cemitério dos Prazeres ist die Endhaltestelle der Straßenbahn 28.
Adresse: Cemitério dos Prazeres, Parado das Prazeres, Campo do Ourique
Öffnungszeiten: Oktober – April: täglich von 09:00 – 17:00 Uhr | Mai – September: täglich von 09:00 – 18:00 Uhr
Zugang ist gratis